Jeder Mensch erlebt von Zeit zu Zeit Stress – insbesondere in der Pflegearbeit.
Stress ist die körperliche und psychische Reaktion des Menschen auf Situationen, die als herausfordernd, belastend oder bedrohlich wahrgenommen werden. Dabei werden natürliche Überlebensmechanismen aktiviert, die helfen, auf Druck zu reagieren, die Aufmerksamkeit zu bündeln und bei Bedarf schnell zu handeln.
Manchmal tritt Stress plötzlich auf, zum Beispiel wenn man zu spät zur Arbeit kommt oder auf eine akute Situation reagieren muss. Dies wird als akuter Stress bezeichnet. Er kann die Wachsamkeit und Leistungsfähigkeit kurzfristig erhöhen und klingt in der Regel ab, sobald die Situation vorbei ist.
Wenn belastende Situationen jedoch wiederholt auftreten und dem Körper nicht ausreichend Zeit zur Erholung bleibt, kann sich chronischer Stress entwickeln. Chronischer Stress baut sich schrittweise auf und kann sowohl die körperliche als auch die psychische Gesundheit beeinträchtigen. Auf Dauer kann nicht bewältigter Stress das Risiko für Burnout, krankheitsbedingte Fehlzeiten und einen vorzeitigen Ausstieg aus dem Pflegeberuf erhöhen.
Für Gesundheits- und Pflegefachkräfte entsteht Stress häufig durch das Zusammenspiel persönlicher und organisatorischer Faktoren.
Zu den persönlichen Faktoren zählen unter anderem die emotionale Beteiligung an der Arbeit mit Patientinnen und Patienten, ein hohes Verantwortungsgefühl für die Patientensicherheit sowie begrenzte Möglichkeiten zur emotionalen Erholung während der Schichten.
Organisatorische Faktoren im Pflegekontext umfassen unter anderem Personalmangel, ein hohes Patient-zu-Personal-Verhältnis, Zeitdruck, Schicht- und Nachtdienste, körperlich belastende Tätigkeiten wie das Heben und Umlagern von Patientinnen und Patienten sowie eingeschränkte Entscheidungs- und Handlungsspielräume.

Diese Übersicht hilft Ihnen, akuten und chronischen Stress zu unterscheiden – beide sind in der Pflegearbeit weit verbreitet.
Akuter Stress ist eine kurzfristige Reaktion auf eine konkrete Situation, zum Beispiel einen Notfallruf oder eine schwierige Interaktion im Arbeitsalltag. Mögliche Anzeichen sind ein schnellerer Herzschlag, körperliche Anspannung oder eine erhöhte Konzentration. Diese Reaktionen klingen in der Regel ab, sobald die Situation vorüber ist.
Chronischer Stress hingegen entwickelt sich über Wochen oder Monate. Er steht häufig im Zusammenhang mit anhaltenden Belastungen wie Personalmangel, dauerhaftem Zeitdruck oder wiederholter emotionaler Beanspruchung. Chronischer Stress kann zu anhaltender Erschöpfung, Schlafproblemen, Kopfschmerzen, verminderter Konzentrationsfähigkeit und einem erhöhten Burnout-Risiko führen.
Zu erkennen, ob Stress akut oder chronisch ist, hilft dabei zu verstehen, welche Signale der eigene Körper sendet – und zeigt auf, wann Unterstützung oder Veränderungen notwendig sein können.
Nachdem Sie nun ein klareres Bild davon haben, was Stress ist und wie er sich auswirken kann, ist es hilfreich, einen kurzen Blick auf allgemeine Möglichkeiten zu werfen, wie das eigene Wohlbefinden in belastenden Situationen unterstützt werden kann.
Die folgenden Strategien stellen keine vollständige Schulung dar, sondern eine Einführung. In späteren Modulen zu Achtsamkeit, Resilienz und Erholung werden Sie diese Ansätze vertiefen.
Eine klare Tagesstruktur kann helfen, Stabilität und Kontrolle zu erleben. Geplante Zeiten für Mahlzeiten, Ruhephasen, Arbeit, Bewegung und Privatleben können unnötigen Stress reduzieren.
Schlaf ist essenziell für die körperliche und psychische Erholung. Er unterstützt die emotionale Balance und hilft dem Körper, besser mit Stress umzugehen.
Zu einem gesunden Schlafverhalten gehören unter anderem:
möglichst feste Schlaf- und Aufstehzeiten
eine ruhige, dunkle und angenehme Schlafumgebung
eingeschränkte Bildschirmnutzung vor dem Schlafengehen
Verzicht auf schwere Mahlzeiten, Koffein und Alkohol am späten Abend
körperliche Aktivität im Tagesverlauf
Der Austausch mit vertrauten Familienmitgliedern, Freundinnen und Freunden oder Kolleginnen und Kollegen kann emotionale Entlastung bringen. Soziale Verbundenheit ist ein wichtiger Schutzfaktor gegen Stress.
Regelmäßige Mahlzeiten und eine ausgewogene Ernährung unterstützen die Energieversorgung und die allgemeine Gesundheit. Ausreichendes Trinken sowie Obst und Gemüse können dem Körper helfen, Belastungen besser zu bewältigen.
Regelmäßige körperliche Aktivität – zum Beispiel Spazierengehen, Dehnen oder gezieltes Training – kann Anspannung abbauen und die Stimmung verbessern.
Eine dauerhafte Konfrontation mit Nachrichten und sozialen Medien kann Stress verstärken. Eine bewusste Begrenzung kann dazu beitragen, sich ruhiger und fokussierter zu fühlen.
Quellen
World Health Organization. (2023). Stress. https://www.who.int/news-room/questions-and-answers/item/stress
National Institute of Mental Health. (n.d.). 5 things you should know about stress. https://www.nimh.nih.gov/health/publications/stress/index.shtml